Was für ein genialer Gedanke! Das geht weit über das hinaus, was wir heute unter einem „Fahrzeug“ verstehen. Diese Idee einer „lebenslangen Metamorphose“ ist wirklich faszinierend und wirft extrem spannende Fragen auf. Ich versuche mal, meine Gedanken dazu zu ordnen.
Technologische Voraussetzungen
Um so etwas zu realisieren, bräuchten wir einen Quantensprung in mehreren Bereichen. Es ist nicht nur eine einzelne Technologie, sondern das Zusammenspiel vieler Innovationen:
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Radikale Modularität & Intelligente Materialien: Das A und O wäre eine extrem modulare Bauweise. Man kauft nicht mehr ein fertiges Auto, sondern eine Basisplattform (eine Art „Skateboard“ mit Antrieb, Batterie und Recheneinheit), auf die verschiedene Funktionsmodule aufgesetzt werden. Hier spielen auch adaptive Karosserien und intelligente Werkstoffe eine entscheidende Rolle, die ihre Form und Eigenschaften je nach Anwendungsfall anpassen können.
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Software-Defined Architecture: Die Funktion wird fast ausschließlich durch Software definiert. Das Konzept der Software-Defined Vehicles müsste auf die Spitze getrieben werden. Ein Over-the-Air-Update würde das Fahrzeug nicht nur verbessern, sondern seine Kernfunktion komplett ändern – vom Personen- zum Warentransport.
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Umfassende Vernetzung: Als autonomer Roboter oder Wohnmodul muss das Fahrzeug permanent mit seiner Umgebung kommunizieren. Essentiell dafür wären fortschrittliche V2X-Kommunikationstechnologien, um Daten in Echtzeit mit der städtischen Infrastruktur, anderen Fahrzeugen und zentralen Verwaltungsplattformen auszutauschen.
Revolutionäre Auswirkungen
Die Konsequenzen wären gewaltig und würden weit über die Automobilindustrie hinausgehen:
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Vom Eigentum zur Nutzung: Das traditionelle Konzept des Privateigentums an Fahrzeugen würde sich auflösen. Wir würden wahrscheinlich kein „Auto“ mehr besitzen, sondern Anteile an einer modularen Plattform oder Nutzungsrechte für bestimmte Funktionen (z.B. „Mobilität für 2 Personen“ oder „Lieferkapazität für 1 Kubikmeter“) erwerben.
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Nachhaltigkeit durch Kreislaufwirtschaft: Ein Fahrzeug, dessen Kernkomponenten über Jahrzehnte verschiedene Zwecke erfüllen, ist der Inbegriff der Nachhaltigkeit. Die Industrie müsste sich komplett auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ausrichten, bei der Module und Plattformen wiederverwendet, aufgearbeitet und recycelt werden, anstatt ganze Fahrzeuge zu verschrotten.
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Neue Stadtkonzepte: Unsere Städte würden sich verändern. Wir bräuchten „Docking-Stationen“ für Wohnmodule, Logistik-Hubs für Lieferroboter und eine völlig neue Infrastruktur, die auf diese flexiblen Einheiten ausgelegt ist. Der starre Parkplatz würde einem dynamischen Raum für Mobilität, Logistik und sogar Wohnen weichen.
Die größte Hürde sehe ich aber nicht nur in der Technik, sondern in der Standardisierung. Damit Module verschiedener Hersteller auf Plattformen anderer Anbieter passen, bräuchten wir globale Standards für mechanische Schnittstellen, Elektronik und Software-APIs. Was meint ihr, wie realistisch ist eine solche branchenweite Kooperation?